Zahlen, Zahlen, Zahlen!
Pastoren und Gemeindeleiter interessieren sich sehr für Zahlen.
Dabei geht es ihnen vor allem um drei wichtige Größen: die Menge der Mitglieder, die Menge der wöchentlichen Gottesdienstbesuche und die Summe der wöchentlichen Einnahmen durch Kollekten und Gaben. Und dann natürlich auch darum, wie sich diese drei Größen entwickeln, von Woche zu Woche, von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr.
Derartige Statistik kann sehr nützlich sein. Sie ermöglicht zu messen und zu vergleichen, Ziele zu definieren und auf diese Ziele hinzuarbeiten. Und sie gibt die Gewissheit von Erfolg, wenn die Zahlen steigen. Statistik scheint ein zuverlässiges und objektives Instrument zu sein, mit dem Gemeindewachstum gemessen werden kann. Wenigstens könnte man das meinen.
Da gibt es jedoch ein Problem.
Nicht alles, was für eine gesunde Gemeindeentwicklung wichtig ist, lässt sich durch Zahlen erfassen. Und was sich nicht leicht und bequem messen lässt, fällt leicht unter den Tisch, wird jedenfalls weniger beachtet.
Dabei geht es hier um Wesentlichkeiten wie geistliche Reife, Gemeinschaft, Gastfreundschaft, Nächstenliebe, Vergebungsbereitschaft, Moral, Nähe zu Gott… Oder um das, was Paulus als Frucht des Geistes bezeichnet: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung.
Kurz: Es geht um Qualitäten, nicht um Quantitäten.
Wie aber können geistliche Qualitäten jemals in Zahlen erfasst werden? Sagt zum Beispiel die Menge von Gottesdienstbesuchen, Bibelstudien, Gebeten oder anderen Gemeindeveranstaltungen etwas über die geistliche Qualität einer Gemeinde aus? Oder können statistische Angaben über einen zahlenmässigen Erfolg gleichzeitig als geistlicher Erfolg gedeutet werden, im Sinne von Jüngerschaft und Erfüllung von Jesu Auftrag?
Denn wie steht es mit dem Auftrag?
Wenn die Zahlen das Wesentliche des Auftrages einer Gemeinde nicht erfassen, was sagen sie dann überhaupt an Wesentlichem aus? Uns was erreichen wir eigentlich, wenn wir auf eine Maximierung dieser Zahlen hinarbeiten?
Zugespitzt könnte eine Gemeinde sich fragen: Werden hier wirklich Jünger gemacht, die ihrerseits wieder Jünger machen, oder geht es hier in erster Linie um das Wachstum einer Organisation und ihrer Programme?
So gesehen könnte eine Handvoll Jünger, die den Auftrag Jesu tatsächlich erfüllen und ausleben, weit mehr ins Gewicht fallen als tausend Mitglieder oder Teilnehmer auf einer Liste.
Denn worum geht es Jesus? Ihm können wir nichts vormachen, auch nicht mit glänzender Statistik.
Aber sind wir vielleicht dabei, uns selbst zu betrügen?