Nicht ganz normal?
Jesus war alles andere als normal und als sein Jünger bist du es ebensowenig.
Jedoch was heißt hier schon „normal“?
Und in Bezug worauf? Das Aufstehen jeden Morgen, das Zähneputzen, das Frühstücken, das Zeitunglesen? Hinsichtlich derartiger Routinen sticht ein Jünger Jesu nicht unbedingt aus der Menge heraus und könnte durchaus als völlig normal bezeichnet werden.
Wie steht es aber mit den etwas mehr tiefgründigen Seiten unseres Lebens, wie zum Beispiel den Wertungen, den Ängsten, den Sehnsüchten oder dem Verlangen nach Sicherheit?
Ziemlich normal?
Ziemlich normal wäre es doch zum Beispiel, wenn wir zu einer bestimmten Art von Leuten Abstand hielten: Zu den Armen, den Bettlern, den Obdachlosen, den Ausländern, den Angehörigen einer anderen Religion oder einer anderen politischen Farbe. Oder vielleicht dem spießigen Nachbarn?
Nicht, dass wir Vorurteile hätten oder gar Rassisten wären, wir haben einfach „natürlicherweise“ keinen Umgang mit solchen, die sich von uns allzu sehr unterscheiden. Wir bewegen uns eben innerhalb der Kreise, die uns am nächsten stehen.
Vollkommen normal, oder?
Es ist doch auch ganz normal, dass wir nach Sicherheit streben, Risiken vermeiden und dem Unberechenbaren aus dem Weg gehen. Es ist ganz normal, dass wir die bekannten und bewährten Lösungen den unerprobten vorziehen. Wer setzt sich nicht lieber neben jemand, den er schon kennt, als neben den Unbekannten. Das geht doch jedem so.
Wirklich jedem?
Nicht jedem. Jedenfalls schien das bei Jesus anders zu sein. Zum Ärgernis seiner religiösen Umgebung, seiner Gastgeber, auch seiner Jünger und seiner eigenen Familie, verstieß er immer wieder gegen diese Art der Normalität. Auch auf das Risiko hin, dass ihm sein Verhalten gefährlich wurde.
Oder eben nicht
Jesus folgte keiner Mehrheit, keinem Trend, keiner öffentlichen Meinung. Er enttäuschte Erwartungen, eckte an, zog sich zurück oder stellte sich den Menschen - was auch immer - er ging unbeirrbar seinen Weg. Nur so konnte er seinen Auftrag erfüllen. Und gerade so konnte er Unerreichbare erreichen.
Jesus war alles andere als „normal“. Er war allein dem verpflichtet, der ihn gesandt hatte. Deshalb war er der Meinung und den Normal-Erwartungen von Menschen gegenüber frei.
Als sein Nachfolger bist du es auch.