Egmont Mika

Eine Jesus-Gemeinschaft

Es bedarf weder eines Apostels oder Propheten noch eines autorisierten Gemeindeleiters oder Gemeindegründers, um eine einfache Gemeinschaft von Jüngern Jesu zu bilden.

Åsa und ich bekleiden keines dieser Ämter.

Dennoch hat es um uns herum, parallel zu unserer Mitgliedschaft in einer formellen Gemeinde, auch immer eine informelle Gemeinschaft von Jüngern Jesu gegeben. Und das seit etwa 40 Jahren, seitdem wir unsere Familie und unser Heim öffneten, um andere an unserem Leben teilhaben zu lassen.

Mit einigen treffen wir uns regelmäßig jede Woche ein oder mehrere Male, mit anderen geschieht dies eher sporadisch. Da gibt es gemeinsame Mahlzeiten, Zeiten für Gebet, Lobpreis und Bibelstudium, aber auch Feiern, Ausflüge und Reisen, gemeinsame Projekte und Einsätze, und dann natürlich auch für Einzelne die persönliche Mentor-Beziehung.

Einige dieser Leute wohnen einige Zeit bei uns, für ein bis drei Jahre, oder auch nur für ein paar Monate. Einige wenige sind auch beruflich unsere Mitarbeiter.

Andere leben inzwischen in anderen Städten und Ländern. Oft bleibt auch nach vielen Jahren noch eine Verbindung - über Telefon, Email, Facebook oder Skype und dank der zur Zeit billigen Flugtickets, wodurch gegenseitige Besuche erschwinglich geworden sind.

Jedoch gibt es da keine formelle Mitgliedschaft, keine Wahlen oder Ernennungen, keinen Vorstand, keine Statuten, keine Beitragszahlungen und kein Budget.

Auch gibt es keine detaillierte Glaubenserklärung und damit keine weitere Qualifikation als das gemeinsame Interesse, Jesus nachzufolgen, ganz gleich auf welchem Niveau und mit welcher Intensität. Und unsere Vision und Mission ist nichts anderes als das, was Jesus ursprünglich seinen Jüngern mit auf den Weg gab.

Da geht es um Gemeinschaft mit Jesus und um Gemeinschaft miteinander und um seinen Auftrag. Nicht dahingegen um Positionen, Geld oder Rechtgläubigkeit.

Somit sind wir auch verschont geblieben von jeglichen Positions- oder Lehrstreitigkeiten, Splitterungen und wirtschaftlichen Problemen. Auch von der Notwendigkeit zu registrieren, zu überprüfen und zu kontrollieren. Und von der Gefahr, ausgebrannt zu werden.

Könnte man das eine Gemeinde nennen?

Vermutlich nicht im üblichen Sinn. Die Frage ist, wie Jesus sich seine Gemeinde vorstellt. Auf jeden Fall handelt es sich bei uns um eine Gemeinschaft von Jüngern Jesu und solchen, die es werden wollen.

Dieses soziale Gebilde mag mit Hilfe gängiger Begriffe durch seine Flexibilität und Offenheit und durch seine geographische Ausbreitung schwer einzuordnen sein. Jedoch ist diese Gemeinschaft sehr konkret erfahrbar durch diejenigen, die gerade an einem bestimmten Platz zu einer bestimmten Zeit versammelt sind und über die netzartigen Verbindungen mit Hilfe verschiedener Kommunikationsmittel.

Da gibt es also sehr wohl:

  • Plätze und Zeiten, aber kein gemeinsames Gebäude
  • Struktur und Ordnung, aber keine Organisation
  • Beziehungen und Funktionen, jedoch keine Positionen und Ämter
  • Gepflogenheiten und Routinen, aber keine Rituale

Da gibt es alle erdenklichen menschlichen Schwächen und doch auch göttliche Herrlichkeit.

Da gibt es Gemeinschaft der Jünger Jesu.


Kommentare

Irmi Grundgeir

Lieber Egmont, danke für diese Beschreibung, die so allen Druck rausnimmt und das wesentlichste benennt, das für mich heute den Begriff Gemeinde füllt. Da ist so ein Empfinden von Daheim sein, vertraut und vertrauend…. Und es ist gerade die Schlichtheit und “Selbstverständlichkeit”, die mich anspricht und einlädt. SO möchte ich Christ Sein leben. Ich mag unsere Zusammentreffen, die jedesmal anbetend werden ohne es zu müssen. Die Beziehungen werden offen, vertrauend, wenn die Annahme erfahrbar ist. Für mich ist es ein kleines Wunder zu verstehen, was es heißt, tatsächlich an der Liebe erkennbar zu sein. In mir macht es viel heil. So schlicht und liebevoll wie du es beschreibst, so will ich mitmachen. Heim und Herz und Leben aufmachen und dann sehen, was daraus wird……

Egmont Mika

Danke, Irmi, für deinen Kommentar. Das was du schreibst ist wirklich ermutigend. Genauso erlebe ich es auch. Es ist wirklich nicht schwer. Und doch ist für viele der Weg dahin so weit, weil sie die Gemeinschaft vor lauter “Kirche” nicht sehen können. Manch einer started eine Hausgemeinde in der besten Absicht, und doch wird es wieder der übliche Betrieb. Ein Heim als Versammlungsort und die kleinere Grösse allein führen noch nicht automatisch zu einer entscheidenden Veränderung.